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Rolls-Royce 102EX: Das Elektro-Experiment

Rolls-Royce 102EX: Das Elektro-Experiment

Darf ein Rolls-Royce elektrisch gleiten? Um eine Antwort auf diese delikate Frage zu finden, wurde jetzt in Goodwood erstmals eine Phantom-Limousine mit Elektroantrieb ausgestattet. Auf dem Genfer Salon und einer anschließenden Welt-Tournee soll die Akzeptanz der Kunden getestet werden.

Die Einführung eines neuen Antriebs für das wahrscheinlich beste Automobil der Welt ist eine heikle Angelegenheit – schließlich möchte man die anspruchsvolle und höchst eigenwillige Kundschaft nicht mit einem ungewollten Stromschlag verprellen. Entsprechend deutlich betont die britische Traditionsmarke, dass es sich bei dem Experimental Car 102EX, das am 1. März in Genf enthüllt wird, nicht um einen Technologieträger im Vorserienstadium handelt. Vielmehr soll der Elektro-Phantom bei einer Reise durch Europa, den Mittleren Osten, Asien und Nordamerika so viele Kundenstimmen wie möglich einsammeln – und dabei ist Anerkennung genauso erwünscht wie Kritik. Erst im Anschluss an dieses „Fühlen der Wassertemperatur“ soll sich entweder Gedanken um die konkrete technische Umsetzung gemacht oder das Projekt abgehakt werden. Für eine aristokratische Marke wie Rolls-Royce ein zunächst überraschend demokratisches Vorgehen – doch bei Stückzahlen um 2.000 Exemplare pro Jahr kann man eben direkt mit den Kunden sprechen.


Rolls-Royce 102EX: Das Elektro-Experiment Rolls-Royce 102EX: Das Elektro-Experiment


Schon seit 1919 werden die typischen EX-Experimentalfahrzeuge vorausgeschickt, um Meinungen zu sammeln und das Feedback der Kunden so genau wie möglich umsetzen zu können. Und nun also der Elektroantrieb. „Mit diesem Experimentalwagen“, erklärt Markenchef Torsten Müller-Ötvös, „versuchen wir uns Klarheit darüber zu verschaffen, welche alternativen Antriebstechnologien dem Rolls-Royce der Zukunft angemessen sind.“ Die intern als Rolls-Royce Phantom Experimental Electric oder kurz EE bezeichneten Limousine wird aber auch Antworten auf ganz konkrete Fragen liefern müssen – etwa welche Reichweite zwischen den Ladestopps akzeptabel erscheinen und wie die Technik auf extreme Wetterverhältnisse reagiert. An die viel diskutierte Stille beim Fahren eines Elektroautos werden sich die Kunden dagegen kaum gewöhnen müssen – ein leiserer Benzinmotor als der V12 des Rolls-Royce Phantom ist schon jetzt kaum zu finden.

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Text: Jan Baedeker
Fotos: Rolls-Royce