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Mercedes-Benz Aesthetics No.2: Interieur als Skulptur

Bei Automobildesign denkt man automatisch an die Karosserieform – dabei ist die Gestaltung des Innenraums nicht weniger anspruchsvoll. In Detroit zeigt Mercedes-Benz nun eine futuristische Interieur-Skulptur, die konsequent auf ein schützendes Blechkleid verzichtet.

Während Audi und BMW in den letzten Jahren das Design in den Mittelpunkt ihrer Vermarktungsstrategie gerückt haben, wurde das Trendthema bei Daimler etwas stiefmütterlich behandelt. Das soll sich nun ändern. Designchef Gorden Wagener ist mittlerweile zum Gesicht der Marke geworden – und auch in Detroit demonstriert der Gestaltungsprofessor, dass Mercedes-Benz beim kreativen Duell durchaus mithalten kann. Die auf der NAIAS ausgestellte Interieur-Skulptur ist laut Pressetext „eine sichtbar gewordene Idee“. Sie soll sich bewusst allen ergonomischen, ökonomischen und technischen Zwängen entziehen und den künstlerisch-kreativen Entwurfsprozess der Designer in den Mittelpunkt stellen. Wagener merkte zudem an: „Automobildesign ist bei Mercedes-Benz künstlerisches Schaffen. Inspiration ist die Voraussetzung für die ruhige und schlüssige und dennoch leidenschaftliche Gestaltung unserer Autos.“ Dass der tatsächliche Designprozess weiterhin in den engen Bahnen von Machbarkeit und Vermarktung stattfindet, bleibt natürlich unerwähnt.

Mercedes-Benz Aesthetics No.2: Interieur als Skulptur Mercedes-Benz Aesthetics No.2: Interieur als Skulptur

Als Inspiration für die Innenraum-Skulptur, die auch die zukünftige Interieur-Linie von Mercedes vorwegnehmen soll, dienten den Designern die Formen der Natur. „Sacht, sanft unendlich schön geht die Natur mit ihren Ressourcen um“, schwärmt Wagener. „Sie schafft ständig eine eindrucksvolle Ästhetik. Das ist in jeder Zellstruktur, jeder Blüte, jedem Lebewesen in ihrem Lebensraum begreifbar.“ Naturlandschaften aber auch Architektur und Flugzeugbau haben die Gestalter jedoch auch beeinflusst. Die Sitzlandschaft der 5,6 Meter langen Skulptur soll beispielsweise an einen Rochen erinnern, die Instrumententafel ist an das Triebwerkdesign moderner Jets angelegt und die Mittelkonsole hat laut Designchef Wagener sogar Ähnlichkeit mit der Skelettstruktur einer Wirbelsäule. Ein buntes Assoziations- und Formenflimmern also, das nahelegt: Die Designer Mercedes-Benz haben alle künstlerischen Freiheiten, solange sie auf dem Spielplatz der Designstudien, Konzepte und neuerdings auch Skulpturen bleiben. Bei der neuen S-Klasse ist dann aber wieder Schluss mit Lustig.

Text: Jan Baedeker
Foto: Daimler