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Citroën DS Décapotable: Der zivilisierende Effekt

Citroën DS Décapotable: Der zivilisierende Effekt

Mon Dieu, was für ein Hingucker! In den trendigen Stadtteilen von London ist man an den Anblick exotischer Automobile durchaus gewöhnt. Aber wie unser Autor Steve Wakefield am Steuer der göttlichen Citroën DS Décapotable feststellte, macht dieses von Chapron stilvollendet geschneiderte Cabriolet mächtig Eindruck.

Die Fashionistas von London mussten sich einfach in den zeitlosen Chic dieses vermutlich elegantesten Automobils der französischen Nachkriegszeit verlieben. Dabei dürfte den wenigsten bekannt sein, wie exklusiv gerade dieses Modell ist. Dieser DS21 in Grau mit rotem Lederinterieur debütierte erst kürzlich in der Londoner Klassikerszene, wo er bei Hexagon Classics bewundert werden darf und ist vermutlich eines von den nur drei Modellen, die seinerzeit mit folgender Spezifikation ausgeliefert wurden: Einspritzmotor, Vierganggetriebe, elektrisch betriebenes Stoffverdeck sowie einem separatem Hardtop ab Werk. Zusätzlich hat es ein individualisiertes Interieur mit speziell angefertigten Kopfstützen und Mittelkonsole.

Citroën DS Décapotable: Der zivilisierende Effekt

Dieser Citroën ist eine wunderschöne Schöpfung und befindet sich nach einer dreijährigen totalen Restaurierung in geradezu perfektem Zustand. Zu den umfangreichen Unterlagen der Fahrzeughistorie gehört eine Fotodokumentation des kompletten Neuaufbaus, ein Originalbrief aus der Feder von Madame Chapron sowie ein Briefwechsel mit Citroëns Klassikerabteilung. Während ich vorsichtig die Haifischnase des Décapotable in Londons geschäftigen Mittagsverkehr bugsiere, erlebe ich sofort den zivilisierenden Effekt dieses Fahrzeugs: Nicht nur an mir selbst, sondern bei meinem direkten Umfeld. Die anderen Verkehrsteilnehmer halten verblüfft inne and starren uns an, um dann dem majestätischen Gefährt zu gestatten, in den Verkehr hineinzusegeln. Auch für Fußgänger, Fotohandy gezückt, ist die offene Déesse weniger Verkehrsärgernis als willkommene Ablenkung.

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Das Fahrerlebnis im Décapotable (ist ja schon auch wichtig, egal wie schön sein Kleid) fühlt sich ausgesprochen zeitgemäß an. Der legendäre, pilzförmige, schwarze Bremsknopf funktioniert nach anfänglicher Eingewöhnungsphase recht gut und die direkte Lenkung reagiert wie eine Feder auf den leichtesten Fingerzeig. Die an der Lenksäule montierte Schaltung feiert derzeit sowieso ein Comeback, wie man am Beispiel Mercedes S-Klasse sieht. Die klassische H-Schaltung in diesem Citroën ist nur wenige Zentimeter vom schlanken großen Lenkradkranz entfernt. Diese Anordnung passt zum entspannten Charakter des Cabriolets. Ganz abgesehen davon, dass man so im Fußraum Platz gewinnt, um die Kelly Bag von Hermès zu verstauen.

Die Sitze sind wunderbar mit rotem Leder ausgeschlagen und bieten Komfort und Halt sowohl bei den Geradeausfahrten wie bei den erstaunlich überzeugenden Kurveneigenschaften der berühmten hydro-pneumatischen Federung. Das Handling ist wirklich beeindruckend; das Auto beherrscht auch die Kunststücke der Niveauregulierung und den Trick, auf drei Rädern gefahren werden zu können. Wie zu seiner besten Zeit, als diese Eigenschaften bahnbrechend waren. Vom Leistungsvermögen sind, denke ich, vielleicht 160 km/h drin. Jedenfalls genug, um sich sicher auf der Autoroute zu bewegen.

Citroën DS Décapotable: Der zivilisierende Effekt

Ausgerüstet mit seinem Hardtop (ein 15-minütiger Verwandlungsprozess, der sich leicht in der eigenen Garage bewerkstelligen lässt), legt das Cabriolet quasi den lässigen Leinenanzug ab und schlüpft in die Nadelstreifen. Die Rundumsicht ist ordentlich und das Ganze erscheint eine gute Lösung zu sein für das cabriotypische „Was mache ich bloß im Winter“-Szenario. Mit der wetterfesten Mütze für kalte Winternächte, hoch oben in den Bergen der Provence, schaffen die gute Traktion durch den Frontantrieb zusammen mit der Höhenverstellung des Fahrzeugs die idealen Bedingungen, um selbst die längste winterliche Villenauffahrt zu bewältigen. Ganzjährig tauglich, ist dieses attraktive Auto durchaus ein Gewinn für jede Sammlung. Und im April oder Mai, wenn der Frühling endlich lockt, fährt man wieder offen oder klappt einfach via Elektrik das Stoffverdeck zu.

Selbst an der blasierten Côte d'Azur darf man mit bewundernden Blicken der Einheimischen rechnen. Für die ist Schönheit schließlich – ob nun oben ohne oder nicht – eine Frage des Lavoir viere.

Weitere Details und Bilder zum DS Décapotable finden Sie im Classic Driver Marketplatz.

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Text: Steve Wakefield
Fotos: Classic Driver