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Fünf Fragen an: John Edwards, Land Rover Markenchef

Classic-Driver-Autor Mathias Paulokat im Gespräch mit Land-Rover-Markenchef John Edwards

Nach über sechs Jahrzehnten Produktionszeitraum kündigt sich ein neuer Land Rover Defender an. In Frankfurt sind zwei zukunftsweisende Studien zu sehen, der DC100 und der DC100 Sport. John Edwards, Land Rover Markenchef, stand Classic-Driver-Autor Mathias Paulokat dazu Rede und Antwort.

Herr Edwards, was macht eine Automobil-Ikone aus?

Das Design eines Fahrzeugs schafft vielleicht die Grundlagen zur Ikonenbildung. Aber erst der Kunde erklärt ein Fahrzeug zur Ikone. Der Land Rover ist für unsere Kunden eine Ikone, weil er einzigartig ist und einen sofortigen hohen Wiedererkennungswert aufweist – selbst auf weite Distanz. Und – ganz wichtig: Das Auto hielt den Anforderungen der Zeit stand.

Es gibt das Fahrzeug nun seit 63 Jahren. Herr Edwards, ich denke, der Defender ist auch deswegen so erfolgreich, weil Land Rover ihn praktisch nicht verändert hat. Warum wollen Sie ihn jetzt so deutlich modernisieren?

Lassen Sie mich verschiedene Dinge dazu sagen. Sie haben völlig Recht. Im gesamten Produktionszyklus ist der Erfolg immens. Zuletzt allerdings gingen die Verkaufszahlen zurück. Hier besteht Handlungsbedarf, um eigenes Terrain nicht zu verlieren. Ende 2015 werden zudem gesetzliche Anforderungen einen Fahrzeugwechsel erforderlich machen. Ich denke allerdings auch, dass die Konzeptfahrzeuge nicht weit vom jetzigen Original entfernt sind. Ich würde sogar sagen, sie sind unverwechselbare Defender-Ahnen. Das Seitenprofil ist typisch Defender. Es ist letztlich die Frage, wie weit will man gehen? Und es gibt Stimmen, die sagen, wir hätten noch weiter gehen sollen und solche die sagen, das wir bereits zu weit gegangen sind. Tatsächlich ist nur eines glasklar, wenn Sie ein Fahrzeug haben, welches sich 63 Jahre lang erfolgreich im Markt behauptet hat: Sie bekommen jede Menge Ratschläge. Aus allen Richtungen. Nächstes Jahr wird der zweimillionste Defender vom Band rollen. 70 Prozent aller Defender sind noch im aktiven Einsatz. Eine konsensuale Lösung ist am Ende wahrscheinlich ein schlechter Kompromiss.

Fünf Fragen an: John Edwards, Land Rover Markenchef

Wird der der neue Defender den Vorgänger nur ersetzen oder noch mehr anstreben?

Ja, das Fahrzeug wird viel mehr können. Der neue Defender wird außergewöhnliche Offroad-Eigenschaften mitbringen. Das ist die Primärtugend, wenn sie so wollen. Es wird aber auch On-Road sehr gut fahrbar sein. Alltagstauglichkeit ist ein wichtiger Punkt im Pflichtenheft. Wir sehen im Defender ein Werkzeug, das gemäß seiner Bestimmung in allen Situationen funktionieren muss. Übrigens: Untersuchungen haben gezeigt - würde der alte Defender bessere Fahreigenschaften auf der Straße aufweisen, hätten wir zuletzt deutlich mehr Fahrzeuge verkaufen können.

Fünf Fragen an: John Edwards, Land Rover Markenchef

Hierzu trägt sicher auch die Material- und Verarbeitungsqualität bei. Welchen Qualitätsstandard können wir beim neuen Defender erwarten?

Einen hohen, einen zeitgemäßen Standard. Um ein Extrem zu nennen: Regenwasser wird beispielsweise nicht mehr ablaufen müssen. Denn es wird gar nicht erst ins Fahrzeug gelangen. Diejenigen, die das mögen, müssen wir also enttäuschen. Aber im Ernst: das neue Fahrzeug wird sehr professionell und sehr wettbewerbsfähig sein.

Wie haben Sie sich mit Ihrem Team der anspruchsvollen Aufgabe genähert, die Ikone zu ersetzen?

Wir haben ganz einfach sorgfältig unsere Hausaufgaben gemacht, das bedeutet, dass wir zunächst unsere Kunden befragt haben, was sie wollen, was sie erwarten. Und wir haben den Markt beobachtet. Wir haben klar die Zielgruppen und deren Bedürfnisse definiert. Was sie wollen, warum sie unser Auto kaufen oder warum nicht. Und wir haben natürlich auch den aktuellen Defender von hinten bis vorne durchleuchtet. Wir sind seht stolz auf unseren Defender. Doch die Dinge sind vielschichtig. In gewisser Hinsicht ist der alte Defender unser bestes und gleichzeitig unser schwierigstes Auto. Vielleicht aber trägt gerade diese Polarisation zur Ikonenbildung bei.

Interview: Mathias Paulokat
Foto: Land Rover