Direkt zum Inhalt

Magazin

Dieses kunstsinnige Berliner Hotel verführt den Connaisseur in Ihnen

Das Restaurant „Grill Royal“ nahe Friedrichstraße ist eine Berliner Institution, ein Must für Hollywoodstars und Weltelite. Letztes Jahr im November haben die Besitzer nicht weit entfernt ein exquisites Boutique-Hotel eröffnet. Natürlich mussten wir ein Weekend zum Kennenlernen buchen!

Tom Hanks, Leonardo DiCaprio, Scarlett Johansson , Al Pacino, Charlize Theron and George Clooney. Wenn diese Stars gerade in Berlin sind, dann kann man sie meist in einem von Chateau Royals anderen Adressen entdecken, fast eine „Patchwork Family“: Grill Royal, Le Petit Royal und Kin Dee. Diese Hotspots der Metropole sind zwar meist kulinarisch geprägt, aber sie waren die Inspiration für Berlins neuestes und stilvollendetes Boutique-Hotel. Eines, welches wie die Eigner und Schöpfer des „Chateau“ selbst sagen, Merkmale des klassischen Grandhotel mit zeitgenössischem Feeling und Sensibilität kombinieren. 

Hier bei Classic Driver haben wir einen stark ausgelebten Hang zu einmaligen Erfahrungen, vor allem, wenn sie sich um Design, Kunst und einem persönlichen, leisen Luxus mit nachhaltigem Anspruch drehen. Während wir uns also in Brandenburg anlässlich unseres Gran Futurismo-Events aufhielten, hätten wir nie woanders absteigen können. Zumal das Chateau Royal uns seit seiner Eröffnung „von jenen, die sich auskennen“ als absolutes Juwel angepriesen wurde. Nicht nur, dass es sich ideal in der Mitte von „Mitte“ – nur eine Straße vom Brandenburger Tor entfernt – befindet, aber, was noch wichtiger ist: Es sind nur zehn Minuten zu Fuß zum legendären Kraftwerk, einst Club, jetzt Bugatti Design Studio. Dieses E-Werk war auch die Location für unsere Gran Futurismo-Veranstaltung. Das stand alles folglich unter einem guten Stern und wir machten uns auf nach Berlin.

Kaum diesem wirklich gewöhnungsbedürftigen BER-Airport entflohen, nachdem uns unsere Flitzer-Freunde Dirk, Marek und Thorsten abgeholt hatten, sprangen wir erleichtert in drei verschiedene klassische Autos und fuhren in die Hauptstadt. Diese Klassiker, die ausgesucht wurden, weil sie zum Stil des Hotels passen, gelten selbst schon als moderne Kunst und wurden zu einigen Gelegenheiten schon an Orten wie dem MoMA in New York ausgestellt als Exemplare, die mehr als ein reines Transportmittel darstellen.

Unser Konvoi bestand aus zwei von Marcello Gandini entworfenen Maserati Khamsin in zwei unterschiedlichen Grünschattierungen und einer Citroën DS Décapotable mit Karosserie von Henri Chapron. Eine thematisch durchdachte Wahl der Autos, nicht zuletzt, weil ihr revolutionäres Design seinerzeit die Grenzen dessen, wie ein Auto auszusehen hat, ausreizte.

Die drei verbindet auch eine gemeinsame Technologie: Im Khamsin kommt die Citroën-Hydraulik zum Einsatz (Maserati gehörte von 1968 – 1975 zur französischen Marke), was das Fahren notorisch tückisch werden lässt, es sei denn, man weiß, wie sie zu handeln ist. Fünfundzwanzig Minuten voller V8-Gebrabbel und dem „Fliegenden Teppich“-Fahrgefühl später, hielten wir vorm Portal des frisch renovierten Gebäudes und dem Hoteleingang.

Nach einem raschen Check-in ging es gleich weiter zu einem Rundgang durch das  Chateau. Es gibt insgesamt 93 Zimmer, die sich über fünf Etagen erstrecken, davon sind 26 Suiten, wobei die im Turm am begehrtesten und sehr schwierig zu buchen sind. Ein Raum ist als Apartment gedacht – falls man Lust hat, permanent in einem Hotel zu wohnen und Wes Andersons Film „The Royal Tenenbaums“ als Dauerschleife im DVD-Player zu wiederholen, und wenn auch nur, um Parallelen zum eigenen Leben zu entdecken. Jedes Zimmer ist individuell gestaltet und besitzt als Dauerpräsentation ein Werk von jeweils verschiedenen zeitgenössischen Künstlern mit starker Bindung zu Berlin. Wer ganz sicher gehen will, kann den Namen des Künstlers zusätzlich am Türrahmen entdecken. Stil und räumliche Fläche eines jeden Zimmers wurden nicht nur behaglich, mit besonderem Design und einladend gestaltet, sie unterstreichen auch den Stil des Kunstwerks. 

Diese Werke verweisen nicht nur auf Berlins einzigartigen Charakter, sie sollen auch Denkanstöße geben und manchmal auch verspielt sein. Wie zum Beispiel ein Stück eines „Meteoritengesteins“, das eines der Fenster durchbohrt, ein Geländer, das nirgendwo hinführt oder irgendeine Funktion besitzt oder ein Spiegel, der nicht das Gesicht des Betrachters spiegelt, weil eine auf die Oberfläche geklebte „Maske“, gefertigt aus einer Stadtkarte von Berlin, die Betrachtung blockiert. Manche sind rein dekorative Stücke, die zur einmaligen Atmosphäre dieses Raumdesigns beitragen – wie der Stuhl, der auf einem riesigen Globus thront.

Materialien, die zur Berliner Jahrhundertwende in Mode waren, bestimmen die Interieurs der Zimmer wie auch den Stil der öffentlichen Räume: Lobby, Restaurant wie auch der private Dining Room, Kamin-Lounge und Wintergarten. Farbiger Marmor, Fischgrätenparkett, Eiche, Nickel und von Hand gefertigte Craquelé-Kacheln verleihen der Bohème-Identität der Stadt eine zeitgenössische Nuance. 

Das Design selbst ist das Werk einer der Besitzer, der auch die jeweils solitären Nachttisch- und Tischleuchten entworfen hat. Ein Mix entstand aus eigens angefertigten Möbeln und Vintage-Stücken, die gekauft, gefunden oder wiedergewonnen wurden. Deren natürliche Patina verleiht diesem letztlich ganz neu entstandenen Hotel einen tatsächlich authentischen Charakter. 

Hohe Decken mit zwischen drei und vier Metern Höhe schenken ein großzügiges Raumgefühl, während die großen Fenster natürliches Licht in den Raum strömen  lassen. Die Helligkeit unterstreicht auch die Farbkonzepte für jedes einzelne Zimmer – unser Liebling ist die Suite in Kobaltblau. Auch die ganz praktischen Bedürfnisse der Gäste wurden nicht außer Acht gelassen: Bodenheizung, große Badewannen, begehbare Regenduschen genauso wie versteckte Küchen – in den Turmsuiten – und ebenso diskret verbaute smarte TV. Ausstattungselemente, die nicht fehlen dürfen, obwohl man den Eindruck gewinnt, dass man das Glück hat, durch einen prachtvollen Band über Kunst und Interior Design zu schlendern. Nachhaltigkeit ist ein Kernanliegen in Chateau Royals Philosophie, weswegen alle Matratzen aus Naturlatex bestehen. Die Bettwäsche ist nicht nur aus Naturmaterialien, sondern auch hypoallergen, die Badprodukte organisch und vegan.

Wir packen aus und gehen dann nach unten ins Restaurant Dóttir – isländisch für „Tochter“. Die beiden Khamsin und der Citroën stehen geparkt am Straßenrand und können durch die großen geöffneten Fenster bewundert werden. Wir fühlen uns hier sofort wie zuhause und wissen von nun an, dass wir bei einem Berlin-Besuch nirgendwo anders wohnen wollen. Diese Einsicht gefällt uns so gut, dass wir zur Feier einen Negroni bestellen. Cin Cin und Prost, Chateau Royal!

Fotos: Błażej Żuławski