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Techno Classica 2016 – Diese Klassiker haben die Händler mitgebracht

Wer einen Automobilklassiker sucht, wird auf der Techno Classica in Essen meist fündig – denn das Angebot der Händler ist einzigartig, mehr als 2.500 Autos stehen in diesem Jahr zum Verkauf. Wir haben uns auf den Ständen umgesehen.

Sportlich, sportlich

Movendi nimmt die Techno Classica in diesem Jahr gewohnt sportlich – neben einem Lamborghini Miura P400 zum 50. Geburtstags des Stiers haben die Düsseldorfer einen Ferrari 512 BBi, einen Iso Grifo GL 300, einen AC Aceca und den seltsamen, aber äußerst seltenen Glöckler-Porsche dabei. Was könnte sich ein echter Classic Driver noch mehr wünschen? In dieselbe Kerbe schlägt auch Car Collection Wittner aus Österreich, wo man sich zwischen Ferrari Testarossa und 365 GTC/4, Maserat Merak SS, Iso Rivolta, Porsche 911 S und 930 entscheiden muss. Auch bei The Gallery Brummen kommen Sammler klassischer Sportwagen voll auf ihre Kosten: Bei dem dunkelgrünen Maserati Bora von 1971 mit nur 17.500 gelaufenen Kilometern handelt es sich wohl um das älteste noch existierende Exemplar mit der Produktionsnummer 4 – die ersten drei Boras waren laut Brummen noch Prototypen. Angetan hat es uns auch der himmelblaue Lamborghini Jarama S mit Matching Numbers. Nur 150 Exemplare wurden gebaut, entsprechend groß ist die Nachfrage. Wer nach älteren Semestern Ausschau hält, dem dürfte derweil der wunderschöne Aston Martin DB2 ins Auge gefallen sein, der immerhin schon viermal bei der Mille Miglia dabei war.

Auch Jan B. Lühn beweist in Essen sein Gespür für Sportwagenklassiker der Extraklasse. 13 Autos im Wert von 34 Millionen Euro gibt es bei ihm zu sehen – das Spektrum reicht von Alfa Romeo GTA 1300, BMW CSL 3.5 und M1 aus der Gruppe 5 über Ferrari 360 GTC, Lancia Sport Zagato Prototipo und McLaren M12 mit Straßenzulassung bis hin zu Porsche-Exoten wie 911 R und 911 2.8 RSR, 962 und GT1. Als Gegenpol zu soviel Testosteron hat Lühn zudem einen wunderbaren Ferrari 250 Pininfarina Spyder dabei. Was für ein Aufgebot!

Besucher aus den Niederlanden

Dank der Nähe zu den Niederlanden sieht man auch andere Klassiker-Händler aus dem kleinen, aber höchst umtriebigen Nachbarmarkt: The Houtkamp Collection haben einen seltenen Ferrari 512 BBi aus einer von Ermenegildo Zegna individualisierten Sonderserie dabei – nur 27 Exemplare wurden in den Siebzigern gebaut. Anhänger britischer Sportlichkeit haben derweil die Wahl zwischen einem Lotus Elite aus der ersten Serie, einem burgunderroten Jaguar XK 140 Drop Head Coupe, einem Aston Martin DB5 und einigen weiteren Insel-Ikonen der bekannten Marken. Bei den Spezialisten des ebenfalls aus Holland angereisten Händlers Lex Classics reichte das Angebot derweil von einem Porsche 930 Turbo über einen Ford Mustang GT 500 bis hin zu einem Ford Capri RS 2600, einem der neuen Stars des Sammlermarktes.

Das Spektrum wird größer 

Auch der Schweizer Traditionshändler Lutziger zeigt auch der Techno Classica wieder eindrücklich sein Spektrum: Mit dabei hat er einen äußerst seltenen Amilcar 6C von 1927, von 14 gebauten Lancia Stratos Gruppe 4 Werksrennwagen von 1974, einen begehrenswerten Lamborghini Countach LP 400 Periscopio und einen Porsche 911 Carrera RS 3.0 – eines von nur 54 produzierten Originalen! Tatsächlich wird die Bandbreite der in Essen angebotenen Autos immer größer: Waren es einst nur echte „Oldtimer“, die auf der Techno Classica den Besitzer wechselten, findet man nun auch immer mehr moderne Sammlerautos: Springbok Sportwagen etwa hat einen Ferrari 360 Challenge Stradale und einen Maserati 4200 GT mit Neuwagencharakter dabei – beide wurden erst vor 10 Jahren zugelassen. Auch der Austin Rover Mini Moke und der Porsche 924 aus den 1980er Jahren an Springboks Stand bestechen durch ihren niedrigen Kilometerstand.

Die ganz großen Klassiker

Doch auch für die ganz großen Klassiker gibt es weiterhin einen Markt – vorausgesetzt, die Qualität stimmt. Thiesen Hamburg hat in Essen gleich zwei der schönsten Vorkriegscabriolets dabei: Einen atemberaubenden Lagonda LG 6 Rapide von 1938 , der schon zweimal in Pebble Beach prämiert wurde, und ein schwarz-silbernes Mercedes-Benz 540 K Cabriolet A von 1939, das so glänzend aussieht, als wäre er gerade vom Band gerollt. Mit dabei haben die Hamburger auch einen seltenen Alfa Romeo 6C 2500 SS Villa d’Este – bei welchem Concours Ihnen das Publikum mit diesem Klassiker zu Füßen liegen würde, müssen wir wohl nicht erst erläutern. Die elegantesten britischen Limousinen der Vor- und Nachkriegsjahre haben Frank Dale & Stepsons im Gepäck: Gäbe es majestätischere Klassiker für eine Grand Tour durch Europa, als ein Rolls-Royce Silver Cloud II Drophead Coupe by H.J.Mulliner oder einen ebenfalls bei Mulliner karosserierten Bentley S2 Continental?

Sternstunden der Automobilgeschichte

Der 100. Geburtstag von BMW steht derweil bei Mirbach im Zentrum, wo es neben einem BMW 3200 CS von 1937 einen BMW Alpina 3.0 CS B2 im Originalzustand zu bestaunen gibt, der die letzten zwanzig Jahre im Besitz eines einzigen Sammlers verbracht hat. Unseren liebsten Bayern haben wir allerdings am Stand der Londoner Händlers DD Classics entdeckt – einen dunkelblauen BMW M1. Sternstunden der Automobilgeschichte gibt es auch am Stand von Rosier zu entdecken. Gleich zwei Mercedes 300 SL Roadster haben die Markenspezialisten dabei, zudem einen Flügeltürer und jenes 300 SE Cabrio, das 1963 auf dem Genfer Automobilsalon debütierte. 

Porsche-Fieber

Und natürlich ist auch das Porsche-Fieber nicht abgeklungen: Bei Early 911 sind es nicht einmal klassische Elfer, die uns am meisten beeindrucken – sondern ein orangefarbener Porsche 356 Speedster mit Reutter-Karosserie, der einst an den US-Importeur Max Hoffman nach New York geliefert wurde, und ein 959 in seltenem Dunkelblaumetallic, das dem Supersportler weit besser steht als das übliche Weiß, Rot oder Silber. Elegante Zuffenhausener findet man auch bei Serge Heitz aus Bordeaux: Etwa ein seltenes, elfenbeinfarbenes Porsche 911 Zwei-Liter-Coupé von 1965 mit rotem Interieur, einen 1967er 911 S Targa Soft Window in stilvollem Dunkelgrün oder eines von nur 25 produzierten Porsche 356 Carrera 2 Cabriolets mit Matching Numbers. Und natürlich gibt es auch beim Porsche-Spezialist Dreikommazwei einige begehrenswerte Zuffenhausener zu entdecken – etwa ein 911 2.4 S „Ölklappe“ von 1972 oder den pasenden Targa aus dem nachfolgenden Modelljahr. Und zwar aus erster Hand und mit makellosem Erstlack.

Haben wir noch einen Händler, ein Auto oder einen Stand vergessen, den man gesehen haben muss? Natürlich – denn es wäre nicht die Techno Classica, könnte man alle Höhepunkte in einem einzigen Artikel verarbeiten. Bis zum Sonntag haben Sie jedoch noch selbst Gelegenheit, wirklich alle Angebote selbst in Augenschein zu nehmen – und dabei hoffentlich auch das Auto Ihrer Träume zu finden. 

Fotos: Gudrun Muschalla für Classic Driver © 2016