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Heben Sie ab in einem der verrücktesten individualisierten Mercedes-Benz

Erst der 300 SL „Flügeltürer“, dann der C111 und später der SLS AMG. Die Mercedes-Benz mit den hoch schwingenden Türen sind mit diesem Flügelschlag zu formvollendet eleganten Ikonen geworden. Dieser eigenwillige Boschert B300 „Gullwing“ wird am 25. November bei RM Sotheby´s in München aufgerufen.

Konventionelle, sich seitlich öffnende Türen sind doch recht langweilig, oder? Das war anscheinend damals in den fünfziger Jahren die Überlegung von Mercedes-Benz. Sie hatten internationale Motorsporterfolge im Fokus und als leitender Ingenieur hatte der legendäre Rudolf Uhlenhaut die knifflige Aufgabe, eine agile aber ausgeklügelte und strapazierfähige Maschine zu entwickeln, die sich Rennen wie den 24 Stunden von Le Mans stellen konnte. Er schuf ein Metallskelett, das zwar gewichtsparend und ein hohes Maß an Stabilität und Stärke bot, aber der Rahmen umfing eben auch das Cockpit. Das hatte zur Folge, dass traditionelle Türlösungen unmöglich wurden: Die Geburtsstunde der unverkennbaren Flügeltüren.

Der W194 300 SL – erst für den Rennsport, dann für die Serie aufbereitet – avancierte zum Spitzenmodell, das erlesenen Stil und Leistung verband. Fortan reservierte Mercedes-Benz die Flügeltüren nur für die ambitioniertesten Projekte wie zum Beispiel der C111 von 1969 und der SLS AMG in 2009. Innerhalb dieses zeitlichen Rahmens gab es tatsächlich ein paar deutsche Tuner, die mit One-offs experimentierten, aber es war Hartmut Boschert, der antrat, dieses technische Kunststück mit dem neu vorgestellten C124 zu wiederholen.

Der B300 basierte auf einem 300 CE, aber jeder Mercedes-Kenner wird gleich entdecken, dass die Front aus der R129-Baureihe des SL stammte und damit den Reiz dieser Schöpfung noch steigerte. Um Borcherts Vision eines Flügeltüren-C124 zu realisieren, mussten signifikante Eingriffe in die Fahrzeugstruktur vorgenommen werden: Die C-Säule wurde um rund 25cm nach vorne gerückt und die Seitenschweller verstärkt, um mit den großen, 1,66 Meter breiten Flügeltüren belastet werden zu können. Damit die Leistung des B300 der spektakulären Optik ebenbürtig sein sollte, wurde der Motor mit zwei Turboladern ausgerüstet, die ihm 283 PS verliehen.

Der Innenraum dieses Exemplar atmet achtziger Jahre pur – konfiguriert in zwei Lila-Schattierungen mit reichlich Edelholzakzenten. Dieses Interieur passt kongenial zum Bornite-Außenlack des B300, der zugleich auch zu den berühmtesten Farben in der Palette von Mercedes-Benz gehört.

Boschert plante einen ambitionierten Serienlauf von 300 Stück, aber leider wurden nur etwa eine Handvoll gefertigt. Bei diesem Exemplar handelt es sich um den einzigen B300 mit Flügeltüren und damit auch um eine wahrhaft einmalige Sonderanfertigung in den Annalen von Mercedes-Benz. Für Enthusiasten des dreizackigen Sterns wartet hier eines der seltensten und interessantesten Autos aus eine der besten Designdekaden der Marke, noch dazu mit einem ganz besonderen Clou! Der Boschert B300 „Gullwing“ kommt bei RM Sotheby´s bevorstehender Munich Sale am 25. November unter den Hammer.  Die Schätzung beträgt 250.000 – 300.000 Euro.

 

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