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Magazin

Der Concours d'Lemons feiert die Irren und Exzentriker unter den Autos

Als Feier der sonderbaren, banalen und schlichtweg fürchterlichen Schöpfungen der Autowelt, verbunden mit dem Versprechen, „jedes Jahr größer und dümmer zu werden“, freut sich jeder in Monterey auf den Concours d´Lemons. Natürlich konnten auch wir uns nicht dem Zauber der Exzentriker entziehen.

Nachdem wir in den letzten Tagen umgeben waren - unter anderem bei der Pebble Beach Tour d´Elegance - von den einzigartig ikonischen, eleganten und wertvollen Automobilen und erleben durften, wie bei The Quail die allerneuesten Hypercars enthüllt wurden, verlangte es uns dringend nach einer Runde Erdung vor dem Concours am Sonntag. Also schlenderten wir vorbei an den Rostlauben, den Marmite Cars, die man entweder lieben oder hassen muss, die alle zusammen jenes Spektakel schlechten Geschmacks bilden, das Concours d'Lemons heißt. Dieser Ulk-Event wurde 2009 aus der Taufe gehoben, um den vornehmen und anspruchsvollen Kreis der Autosammler herauszufordern. Längst hat der anarchische Anti-Concours seinen festen Platz im Programm der Monterey Car Week – genauso wie die offiziellen Veranstaltungen des kalifornischen Wettbewerbs.

Die Teilnehmer am Concours d'Lemons werden unterteilt in Klassen, die Namen tragen wie „Rust Belt American Junk“, „Needlessly Complex Italians“ oder „Der Self-Satisfiedkrauttenwagen“ und sie treten an, um die Ehre „Worst of Show“ zu erringen. Wobei weitere Preise wie „Most Dangerous“ oder „WTF“ nicht minder begehrt sind. 

Zu den Hoffnungsvollen im Feld zählten die üblichen Rostlauben, Fundstücke aus dem Secondhandladen und gammelige Muscle Cars, in denen seit Jahrzehnten statt Petrol Heads wohl eher zombie-artige Meth-Heads gehaust hatten. Manche Eigner legten noch mehr Kreativität an den Tag: Da gab es einen umgedrehten Pontiac, der in der Lage war, auf dem Dach liegend zu fahren und angeblich an den „24 Hours of Lemons“ teilgenommen hatte. Gleichfalls verblüffend war ein selbst gebasteltes pferdeköpfiges Zentaur-Auto auf dessen Dach der Besitzer ritt, der einen – nun ja – Papagei dabei hatte. 

Repliken, die in der heimischen Garage entstanden und zum Scheitern verurteilt waren, gehören zu den Publikumslieblingen – in diesem Jahr konnte man nur noch staunen über den weltweit fürchterlichsten Lamborghini Countach. Und während Leopard-gemusterte und Airbrush-verschönerte Vans die amerikanische Kultur der Hippies und der Trailer Parks zelebrierten und ein weiblicher Teenager ihr „Gothmobile“ erläuterte, das anscheinend vom Kopf von Frankensteins Monster, der sich in einer Aquariumskugel befand, angetrieben wurde, fühlten wir uns erfrischt und erheitert genug, um zum manikürten Rasen von Pebble Beach zurückzukehren. Denn dort parkten die Blue Chips der Milliardäre und warteten darauf, bewundert zu werden. 

Fotos von Rémi Dargegen für Classic Driver © 2022